Montag, 11. Juni 2007

Spaßbremse wird »eingetauscht«

Premiere: Ödon Horváths Stück »Kasimir und Karoline« fesselte das Freiburger Theaterpublikum

Bei der Premiere von »Kasimir und Karoline« legte das Theater Freiburg eine ansprechende Inszenierung eines Stückes vor, das fast als zeitgemäßer Klassiker gelten darf. Vielleicht auch deshalb fesselten die Schauspieler ihr Publikum mit dem melancholischen Volksstück von 1932.

01.06.2007 - Freiburg. Wie auf der Achterbahn sausen die Gefühle auf und ab, die mit »Kasimir und Karoline« erzeugt werden: Das Freiburger Theater bringt den Klassiker von Ödon Horváth engagiert auf die Bühne. Dabei unterstreicht die Regie von Christoph Frick, dass das 1932 uraufgeführte Volksstück aktuelle Aspekte hat. Mit minimalen Mitteln wird das Oktoberfest angedeutet, vorne steht lediglich ein langer Laufsteg, hinten ein Bauzaun; Achterbahn, Ponyreiten, Eisstand und vieles mehr muss sich der Zuschauer denken. Das funktioniert, weil Musik und Maria Kwiatkowsky, angetan mit einer krachledernen Shorts in rot, die mit kessem Blick für entsprechende Animation sorgt.
Konflikt spitzt sich zu
Dazwischen entwickelt sich die Beziehung zwischen Karoline und Kasimir dramatisch: Er ist als Chauffeur »abgebaut« worden, aber sie will sich amüsieren. Bettina Grahs macht als Karoline einen handfesten Eindruck. Weil er sich nun als Spaßbremse outet, kommt es zum Streit. Sie isst trotzdem Eis und fährt Achterbahn – und wehrt sich teilweise nur halbherzig gegen seine Vorwürfe, sie würde ihn nun verlassen wollen. »Eingetauscht gegen eine Achterbahn« sei er, klagt Kasimir. Nicola Fritzen verleiht ihm die feinsinnigen, grüblerischen Züge, die es für die Zuspitzung eines Konfliktes braucht: Er fühlt sich unverstanden, misstraut ihrer Treue und beginnt somit das Hin und Her, das das Ende der Beziehung einläutet.
Unterbrochen wird das streitende Paar von Zuschneider Eugen Schürzinger, den Karoline kennen lernt: Ricardo Frenzel steht die Rolle des Gigolos ausgezeichnet. Mit weißen Schuhen, Hosen und lässigem Schal strahlt er ein vorsichtiges Versprechen aus. Doch tatsächlich ist auch der Zuschneider nur ein Spielball wirtschaftlicher Interessen. Als er seinen Chef Dr. Rauch trifft, gibt er ihm die neu eroberte Karoline ab – zum Lohn winkt eine Beförderung.
Als alternder, geifernder Casanova macht Ullo von Peinen eine gute Figur. Er gibt Dr. Rauch, der versucht, die Frauen mit Geld zu beeindrucken und zu gewinnen. Bei Karoline hat er Erfolg. Ist ja schließlich nicht schlecht, wenn man die richtigen Leute kennt, kann er sie überzeugen. Doch die geplante Fahrt im Cabrio nach Altötting endet ebenso im Fiasko wie das Ansinnen seines volltrunkenen Freundes Speer, einer anderen Festschönheit nachzusteigen. Nachdem sich dadurch eine Massenschlägerei entwickelt hat, amüsiert sich das Publikum über den gebrochenen Kiefer des liebestollen Kammergerichtsrats.
Ein Kontrapunkt
Noch ein weiteres Paar treibt sich auf dem Oktoberfest herum. Ben Höppner geht in der Rolle des unsympathischen Merkl Franz auf, den wirtschaftliche Not auf die krumme Bahn gebracht hat. Er will seinem Freund Kasimir helfen. Doch die beiden sprechen verschiedene Sprachen. Was Merkl despektierliches über die Frauen sagt, unterstreicht er mit üblem Verhalten. Er fasst seiner Freundin Erna grob an den Busen, schreit sie an, schüchtert sie ein und schüttet ihr zu guter Letzt das Bier ins Gesicht.
Mit großen Augen schaut Melanie Lüninghöner in die Welt; als Erna lässt sie sich alle Misshandlungen gefallen, phlegmatisch, dümmlich, einsam. Sagt wenig und schwätzt doch manchmal von ihrem Gefühl, auf das sie letztlich zu wenig hört. So bildet dieses abgewirtschaftete Paar einen Kontrapunkt zu Kasimir und Karoline, oder zumindest dem, was die beiden hätten sein können – in guten Zeiten.
Macht die Zeit, macht die Umwelt aus dem Menschen das, was er ist? Horváths philosophische Ansätze bleiben rudimentär, dafür zeigt sich eine unverhohlene Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen. In Kombination mit den soliden Schauspielern und einer ausgewogenen Inszenierung gelang am Freiburger Theater eine sehenswerte Premiere, die ihren verdienten Applaus erhielt.

Ω Weitere Termine: 3., 9., 19. und 20. Juni, jeweils um 20 Uhr.

Montag, 4. Juni 2007

Schauspielerin Maria Kwiatkowski zündet Kita an

Berlin (rpo). Ob die deutsche Schauspielerin Maria Kwiatkowski in den letzten Tagen ein wenig zu viel über die Unruhen in Frankreich im Fernsehen gesehen hat, ist nicht bekannt. Der Verdacht liegt nahe, denn sie wurde laut Bericht einer Zeitung jetzt von der Polizei erwischt, als sie in Berlin eine Kita in Brand setzte.

Wie die "Berliner Morgenpost" berichtet, entdeckten Polizeibeamte die 20-Jährige ("Liebe Amelie") gegen 3.00 Uhr auf dem Dach einer Kindertagesstätte.

Dorthin sei die Frau nach ersten Ermittlungserkenntnissen vor dem Feuer geflüchtet, das sie kurz zuvor selbst in mehreren Räumen der Kita gelegt habe.

Maria Kwiatkowski habe nach Angaben eines Ermittlers zunächst in insgesamt vier Räumen im Erd- und im ersten Obergeschoss Papiere und andere Gegenstände angezündet, schreibt das Blatt.

Als die Flammen ihr den Weg zurück ins Freie versperrten, sei sie aufs Dach des Gebäudes geflohen. Bei dem Brand sei niemand verletzt worden.

Bei dem Verhör habe Maria Kwiatkowski zu Protokoll gegeben, sie habe sich spontan zu der Tat entschlossen. Als Grund nannte sie nach Darstellung eines Ermittlers einen vorangegangenen Streit mit ihrem Lebensgefährten.

Mit der Brandstiftung habe sie "den Streit kompensieren wollen". Kwiatkowski ist der Zeitung zufolge nach dem Verhör wieder freigelassen worden.



zuletzt aktualisiert: 13.11.2005 22:07